Geschichte von Kleinzerbst

1. und 2. Jahrhundert Besiedlung durch die Hermunduren, nachgewiesen aufgrund der Ausgrabungen in der Schwabenheide (westlich der heutigen Dorflage) 14. Jahrhundert Kleinzerbst (Cerowiste = altslawisch = Eichenwald) gehörte zu den Besitzungen des Klosters Hagenrode, Abtei Nienburg um 1370 erste urkundliche Erwähnung des Dorfes Kleinzerbst im Zinsregister der Magdeburger Dompropstei, wonach der Ort Villa Tzerwist der begüterten Familie von Sprone gehörte 1497 Verkauf des Dorfes durch Albrecht von Isenbergk an den Fürsten Waldemar, Grundbesitz: 705 Morgen Acker, 202 Morgen Wiese, 63 Morgen Holzungen, 2 Morgen Garten Viehbestand: 26 Pferde, 163 Stück Rindvieh, 8 Schafe, 126 Schweine, 34 Ziegen im 16. Jh. das Dorf wurde von seinen Bewohnern verlassen 1594 auf der Wüstung des alten Dorfes wurde ein Vorwerk des Köthener Fürsten mit 3-4 Kossaten-Häusern (Kossat = niederdt. für Kleinbauer, Tagelöhner) errichtet; Fürst Ludowig zu Anhalt bestellte in den Jahren 1606, 1611 und 1613 Hofmeister für das Vorwerk Kleinzerbst 1717-1723 Errichtung des neuen Dorfes nach Auflösung des Gutes/Vorwerkes und Aufteilung des Landes an 30 Bauern und Kossaten, etwa zur gleichen Zeit - Beginn der Arbeit der Ziegelei, was durch Belege von Steinlieferungen zum Bau des Mosigkauer Schlosses (1752-1757) dokumentiert wird 1733 richtet der Schöppe und Richter von Kleinzerbst an Fürst August Ludowig ein Schreiben mit der Bitte, eine Schule zu erbauen, da sich die Einwohner “ausbreiten” 1765 Errichtung des Forsthauses, das in seinem Baustil dem Goetheschen Gartenhaus in Weimar entspricht 1775 (Volkszählung) 155 Menschen, die nach Osternienburg eingepfarrt sind, 45 Häuser, 1 Jägerhof, 1 Ziegelei “Hier war sonst ein fürstliches Guth, wovon aber der Acker an die Einwohner auf Erbzins verteilt ist, und die deswegen verschiedene Freiheiten genießen, z.B., sie dürfen keine Jagddienste, keine Holz- und Baufuhren thun, und sie sollen frei von Einquartierung sein, welches Letzteres nicht allemal beobachtet werden kann. Das Dorf liegt übrigens an einem ziemlich ansehnlichen fürstlichen Busche, weswegen sich auch ein Förster hier aufhält.” Quelle: Handbuch der Geographie und Geschichte von Anhalt, 1801 1812-1854 Carl Andreas Naumann, der Bruder und Berater des bekannten Ornithologen Johann Friedrich Naumann, versah hier seinen Dienst als Herzoglicher Revierförster 1818 209 Bewohner 1830 204 Einwohner, 38 Feuerstätten, Kleinzerbst gehört zum herzoglichen Justizamt Wulfen 1831 Eröffnung des Friedhofes (vordem in Osternienburg) 1833 208 Einwohner, 43 Häuser, 1 Försterei, 1 Herzogliche Ziegelei 1834 Der Forstgehilfe Julius Rawald eschoss sich an der nach ihm benannten Julius-Eiche. 1849 Kleinzerbst hat bereits einen Gemeinderat mit Vorstand 1861 Verkauf der Herzoglichen Ziegelei an den Ziegelmeister Hetzschold für 5.500 Taler vor 1863 Zugehörigkeit zum Fürstentum Anhalt-Köthen 1867 258 Einwohner, worunter 6 Anspänner und 26 Kossaten waren, sowie 48 Häuser, 1 Schule, 1 Windmühle 1868 Fertigstellung der Rustbrücke nach Trebbichau und Osternienburg 1873 Zwischen Preußen und Anhalt wurden 12 Grenzsteine gesetzt, heute noch zu finden 1878 Renovierung des Forsthauses Kleinzerbst 1891 Ausbau des Kleinzerbster Weges mit 1.350 Mark bis 1918 Zugehörigkeit zum Herzogtum Anhalt 1907 Straße nach Aken gepflastert 1911 Kleinzerbst bekommt elektrischen Strom 1914-1918 1. Weltkrieg: Kleinzerbst stellt 45 Kriegsteilnehmer, 7 davon sind gefallen 1915 Verkauf der alten Schule für 8.000,- Mark 1920 Kleinzerbst ist bekannt als “Maiblumendorf”. Seit 1920 findet hier - mit Unterbrechungen - der “Kleinzerbster Heiratsmarkt!” statt. Heiratsmarkt in Kleinzerbst: „Dieses eigenartige, im Vorjahre erstmalig veranstaltete Vergnügen wird am Himmelfahrtstage, Donnerstag, den 5. Mai, in bedeutend vergrößertem Maßstabe wiederum abgehalten werden. Wie wir erfahren wird im Freien ein offener Sommer-Tanzsaal und werden außer einem Früh- und Nachmittags-Konzert verschiedene Belustigungen stattfinden. Es wird daher wohl ein starker Zuzug von nah und fern erwartet werden dürfen.“ Quelle: Akener Zeitung (Amtsblatt) v. 15.04.1921 1921 Flurstraße gepflastert 1925 Parkstraße gepflastert, 438 m, 16.773,30 Mark 1927 Ausgrabungen und Funde aus der Zeit der Hermunduren in der Schwabenheide westl. v. Kleinzerbst 17.08.1929 Windmühle der Familie Pfannenberg auf dem Mühlberg durch Blitzeinschlag zerstört 1936 Zeppelin LZ129 ”Hindenburg” fliegt über Kleinzerbst (LZ129 ist nur wenige Monate später, 1937, explodiert) 1936 Jugend-Herberge/Schulungsheim wird fertiggestellt 1937 Straße nach Reppichau gepflastert (9.647,14 Reichsmark) 1939 350 Einwohner, davon 10 Landwirte, 39 Häusler, 1 Ziegelei, 1 Schule (1 Lehrer), 1 Forsthaus (1 Förster), 1 Forstarbeiterhaus (2 Forstarbeiter), 4 Neusiedler im 2. Weltkrieg 65 Personen wurden eingezogen, 22 davon sind umgekommen 1941 311 Einwohner 07.07.1944 Bombenangriffe der US Air Force von Aschersleben, Bernburg über Dessau bis nach Böhlen * einige Bomber wurden abgeschossen * drei amerikanische Besatzungsmitglieder sprangen mit dem Fallschirm über der Gemarkung Kleinzerbst ab * der Dessauer Polizei- Chef, damals ein SS-Mann, ordnete die Verbringung der drei amerikanischen Piloten (John M. Chojecki, Walter F. Dinsmore, Samuel J. Levine) nach Aken an * auf dem Weg nach Aken wurden sie von diesem SS-Mann in der Nähe des Kleinzerbster Heiratsmarktplatzes hinterhältig erschossen, nach Kleinzerbst zurückgebracht und auf dem Friedhof verscharrt 17.04.1945 Kleinzerbst wird von den Amerikanern besetzt - 3 Tote bei den Gefechten (“Soldatengrab” auf dem Friedhof) nach ein paar Tagen und umfangreichen Verhören ließen die Amerikaner die drei ermordeten amerikanischen Piloten auf dem Friedhof Kleinzerbst exhumieren und begruben sie auf niederländischen Soldatenfriedhöfen, von wo später Dinsmore und Levine von ihren Angehörigen zurück in ihre Heimat gebracht wurden und dort bestattet wurden. 1945 Volkszählung 489 Einwohner (Einheimische, Evakuierte und Ausländer) 1946 Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Kleinzerbst 1950 487 Einwohner 1952 Landwirte werden durch die Deutschen Solvay-Werke für entstandene Chlorschäden auf den Feldern entschädigt Dez. 1952 500 Einwohner (176 Männer, 223 Frauen, 101 Kinder), 2 Gaststätten, 1 Ziegelei, 1 Schmied, 1 Bäcker, 1 Schule, 1 Konsum, 1 Gemischtwarenhandel 1953 Gründung eines Ernte-Kindergartens 1954 ehemalige Jugendherberge wird Sonderschul-Internat 1956 Entschädigung vieler Bauern für Hochwasser- und Hagelschäden 1959 433 Einwohner (173 Männer, 173 Frauen, 125 Kinder) 12.08.1958 Gründung der LPG “Solidarität” (Typ I) als 798. LPG im damaligen Bezirk Halle Bau einer Hühnerfarm (am Ortsausgang in Richtung Reppichau links) Dezember 1960 neue Taube-Brücke auf der Straße nach Aken wird freigegeben 1964 367 Einwohner 1966 erneute Ausgrabungen in der Schwabenheide (Kleinzerbster Goldberlocken - Grabbeigaben aus der Römischen Kaiserzeit, aus dem 1. Jh.v.Chr., - werden gefunden. Dieses bislang wichtigste Gräberfeld der Hermunduren umfasste 400 Gräber, von denen 271 geborgen werden konnten. Neben der hohen Zahl an goldenen Berlocken wurden Waffen und anderer Schmuck gefunden. Sie sind in der Prähistorischen Sammlung in Köthen zu besichtigen.) 1967 letzter “Kleinzerbster Heiratsmarkt” zu DDR-Zeiten 1968 Zusammenschluss der LPGen Kleinzerbst, Reppichau und Susigke zur LPG “Neue Welt” Reppichau (Typ III) 1971 360 Einwohner (164 Männer, 196 Frauen, 72 Kinder, 40 Einpersonenhaushalte, 98 Mehrpersonenhaushalte, 155 berufstätige Personen - davon 71 weiblich, 89 Wohngebäude, 2 Nichtwohngebäude, insgesamt 143 Wohnungen mit 353 Wohnräumen) 1976 Umstellung der Strom-Netzspannung von 110 V auf 220 V 1984/85 Kleinzerbst wurde an das zentrale Trinkwassernetz angeschlossen 1986 312 Einwohner 1991 Wiederaufnahme der Tradition “Kleinzerbster Heiratsmarkt” 1992 Installation der Telefonleitung in Kleinzerbst 29.11.1992 Gründung des Heimatverein Kleinzerbst e.V. 27.03.1993 Pflanzung der rot blühenden Kastanie an zentraler Stelle im Park vor der Bühne bis 1994 eigenständige Gemeinde 1994 Eingemeindung in die Stadt Aken 1995 Straßenverbreiterung der Akener Straße 1996 Renovierung der Rustbrücke nach Trebbichau 1997 Kleinzerbst wurde als "Schönstes Dorf" im Landkreis Köthen ausgezeichnet 31.12.1999 280 Einwohner (weiblich 145, männlich 135) 14.01.2003 286 Einwohner Mai 2010 Kleinzerbst ist im Internet präsent: www.kleinzerbst.eu oder www.kleinzerbst-aken.de 2010 20. Kleinzerbster Heiratsmarkt (nach der “Wende”) Juni 2011 Freigabe der neuen Taube-Brücke auf der Straße nach Aken Dezember 2011 Der Heimatverein Kleinzerbst e.V. gibt das Buch “Kleinzerbster Ansichten” heraus. 31.12.2011 248 Einwohner 07.04.2012 von den Kindern des Dorfes wird eine Lärche als “Baum des Jahres 2012” im Park gepflanzt 08.06.2013 “Jahrtausend-Hochwasser 2013” * nach einem Dammbruch an der Saale in Klein Rosenburg und der Überspülung des Elbdammes zwischen Aken und Dessau kam es zur teilweisen Überflutung von Aken sowie der Ortschaften Susigke, Kühren und Mennewitz * Katastrophenalarm und Evakuierung der Stadt Aken und der Ortschaften, inkl. Kleinzerbst * die Kleinzerbster blieben * am 09.06.2013 erreichte der Pegel der Elbe in Aken den bisher höchsten Stand von 7,90 m (24 cm über dem “Jahrhundert-Hochwasser” von 2002) * die Überflutung des Elbe-Saale-Winkels von Klein Rosenburg entlang der Taube-Niederung reichte bis fast nach Dessau (86 km² Fläche, 115 Mio. m³ Wasser) und stoppte am 13.06.2013 * das Wasser erreichte Kleinzerbst nicht, es kam 200 m vor dem Dorf bei einer Höhe von knapp 55 m. ü. NHN im Wald zum Stehen * Aken war 1 Woche evakuiert * Kleinzerbst war 2 Wochen ohne zentrale Trinkwasserversorgung, weitere 2 Wochen war das Wasser nur abgekocht verwendbar * am 18.06.2013 wurde die Straße zwischen Kleinzerbst und Aken aufgerissen, um den Abfluss des von der Elbe gekommenen Wassers zu beschleunigen, am 25.07.2013 wurde die Schlitzung notdürftig geschlossen und die Straße wieder für den Verkehr freigegeben * am 23.11.2013 war die Straße zwischen Kleinzerbst und Aken endgültig wieder hergestellt 01.08.2013 237 Einwohner 19.04.2014 von den Kindern des Dorfes wird eine Traubeneiche als “Baum des Jahres 2014” im Park gepflanzt 31.07.2014 228 Einwohner 04.04.2015 von den Kindern des Dorfes wird ein Feldahorn als “Baum des Jahres 2015” im Park gepflanzt 10.08.2015 231 Einwohner 31.10.2015 Nach über 5 Jahrzehnten fand erstmals wieder ein Ringreiten in Kleinzerbst statt. 11.01.2016 Durch einen technischen Defekt an einem Ölofen brannte das Wohnhaus Flurstraße 1 völlig aus. Feuerwehren aus 9 Orten und 80 Feuerwehrleute waren im Großeinsatz. Der Bewohner blieb unverletzt. Das Haus musste abgerissen werden. 20.02.2016 Errichtung eines Storchen-Nestes auf einem Gittermast am Ortsausgang Flurstraße (möglicherweise das 1. Storchennest seit Naumanns Zeiten, also nach ca. 200 Jahren in Kleinzerbst) 18.06.2016 Feier zum 70. Gründungsjubiläum der Kleinzerbster Feuerwehr und feierliche Übergabe des neuen Einsatzfahrzeuges 12.11.2016 Enthüllung eines Gedenksteines für die im Juli 1944 ermordeten amerikanischen Piloten auf dem Friedhof Kleinzerbst - die am Stein angebrachte Gedenktafel erinnert an: Technical Segeant John M Chojecki (geb. 1919 Illinois), Staff Sergeant Walter F. Dinsmore (geb. 1919 Pennsylvania), Second Lieutenant Samuel J. Levine (geb. 1921 Massachusetts) von der U.S. Army Air Force, ermordet am 07. Juli 1944 bei Kleinzerbst 02.09.2017 Gründung der Kinderfeuerwehr Aken, die in Kleinzerbst ihren Sitz haben wird. 29.11.2017 25. Gründungsjubiläum des Heimatvereins Kleinzerbst e.V. 01.12.2017 227 Einwohner 18.01.2018 Sturm “Friederike” wütete in den Nachmittagsstunden in Kleinzerbst +++ zahlreiche Gebäude wurden beschädigt +++ etliche Bäume wurden abgebrochen oder entwurzelt +++ allein auf dem Friedhof wurden 8 Fichten abgebrochen, entwurzelt oder mussten aus Sicherheitsgründen abgeholzt werden Februar 2018 Vermessung der Julius-Eiche (üblich in 1,30 m Höhe): Umfang: 5,55 m, Durchmesser: 1,77 m 31.03.2018 Einer schönen Tradition folgend pflanzten die Kinder vor dem Fackelumzug zum Osterfeuer den Baum des Jahres 2018, die Esskastanie. In diesem Jahr stiftete Anna Wolff (107 Jahre), die älteste Einwohnerin von Kleinzerbst, diesen schönen Baum. Der Baum wurde auf dem Spielplatz gepflanzt. Erstmalig waren auch Kinder der Kinderfeuerwehr Aken dabei, die in Kleinzerbst beheimatet ist. 19.07.2018 227 Einwohner (weiblich 108, männlich 119) 19.10.2018 Anna Wolff, derzeit älteste Einwohnerin Kleinzerbsts und des Landkreises Anhalt-Bitterfeld, wird 108 Jahre und erfreut sich guter Gesundheit und eines wachen Geistes 01.12.2019 In China (Wuhan) taucht ein neuartiges Virus (Corona-Virus) auf. Trotz schneller Einschränkungen in China breitet es sich weltweit schnell aus. 24.01.2020 erster bekannter Corona-Fall in Deutschland +++ ab Mitte März 2020 wird der 1. Lockdown (verschäfte Kontaktbeschränkungen zur Eindämmung der Pandemie) beschlossen +++ es sollten viele weitere Monate mit variierenden Kontaktbeschränkungen folgen +++ ein Jahr nach dem ersten Lockdown, am 06. März 2021, erreichte die Gesamtzahl der in Deutschland mit dem Coronavirus Infizierten die Marke von 2,5 Millionen +++ zwei Jahre nach Beginn der Pandemie sind es in Deutschland fast 14 Millionen Infizierte und mehr als 120.000 Todesopfer, die an oder mit Corona gestorben sind +++ Kontaktbeschränkungen, eine hohe Impfquote, regelmäßige Tests und das Tragen einer FFP2-Maske sollen die Hospitalisierungen niedrig halten +++ am 02.04.2022 enden alle Beschränkungen und man setzt auf Eigenverantwortlichkeit der Bürger 21.05.2020 Christi Himmelfahrt - auch der 30. Heiratsmarkt in Kleinzerbst (nach der Wende) fällt der Corona-Pandemie zum Opfer. Durch die geltenden Kontaktbeschränkungen im restlichen Jahr 2020 finden in Kleinzerbst kein öffentliches und gesellschaftliches Leben, wie Osterfeuer, Heiratsmarkt, Vereins-Veranstaltungen, Weihnachtsmarkt und öffentliche Ortschaftsrats-Sitzungen mehr statt. 02.04.2022 auf dem Höhepunkt der 6. Ansteckungswelle mit Corona enden alle Beschränkungen und es wird auf Eigenverantwortlichkeit der Bürger gesetzt 18.02.2024 feierliche Enthüllung des neuen Gedenksteines für C.A. Naumann auf dem Friedhof Kleinzerbst ...
Kleinzerbst Herzlich Willkommen in
Eine (wahre) Geschichte über die Kleinzerbster und die Julius-Eiche “... Ein weiteres erwähnenswertes Grab auf diesem ältesten Teil des Friedhofes ist das des Forstgehilfen Julius Rawald. Es trägt keinerlei Kennzeichen und liegt am äußersten Nordwestrande des alten Gräberfeldes. Er war der Sohn des vormals in Osternienburg amtierenden Pfarrers, der indes nach Amesdorf bei Güsten berufen wurde. Der Forstgehilfe erschoß sich 1834 im hiesigen Busche unter einer Eiche, die heute noch Julius- Eiche genannt wird; im Jagen steht und die eingeritzten Zeichen trägt „J R 1834“. Nach Auffindung der Leiche machte sich ein Kleinzerbster Einwohner auf den Weg nach dem etwa 40 km entfernten Amesdorf, um dem Vater die Unglücksbotschaft so schnell als möglich zu übermitteln. Hungrig und übermüdet langte der Bote im dortigen Pfarrhause an. Aber anstatt eines seiner Mühewaltung und seines guten Willens wohl werten anerkennenden Wortes und einer verdienten Labe wurde er mit Schimpfworten aus dem Hause gejagt. Der Herr Pfarrer entblödete sich nicht, diesem Manne, der aus Mitgefühl den weiten Weg zu Fuß zurückgelegt hatte, vorzuwerfen, er und die gesamte Kleinzerbster Sippschaft allein seien am Tode seines Sohnes schuld. Sie hätten ihn verdorben, ihn in ihr lasterhaftes Leben einbezogen. Auch die „Französische Krankheit“, die er sich geholt und schließlich Ursache seiner Verzweiflungstat geworden sei, müssten auf das Schuldkonto der Kleinzerbster Lodderbande gebucht werden. Eines solchen Dankes hatte sich der Bote nicht versehen. Er und seine Ortsgenossen haben auch nicht hinter dem Berg gehalten, ihre Verachtung dem ungerechten Manne zu bekunden. Vielleicht datiert von jener Zeit die nicht allzu große Kirchenfreundlichkeit der Kleinzerbster. Das Grab Rawalds lag, wie schon erwähnt in der äußersten Ecke des damaligen Friedhofes, wie es sich für einen gehörte (nach alter klerikaler Auffassung), der seinem Leben selbst ein vorzeitiges Ende bereitete. Diese „fromme“ Sitte haben sich die Kleinzerbster unserer Tage verbeten. Die Verehrung der Toten kennt keinen Unterschied ...” Quelle: Reinhold Kühn (Lehrer in Kleinzerbst), April 1942, aus einer Abhandlung über den Kleinzerbster Friedhof